Marodieren und Studieren
Während Villariba fleißig am Studieren war, wurde in Villabajo wieder nur rumgeasselt: Fritz Unsigned lungerte beim Pop-Kultur Nachwuchs einen ganzen Tag auf der Couch am Catering und wegelagerte mit Mikro nach Teilnehmern wie Dozenten, die in Seminaren und Workshops geistreich Popkultur sezierten.
Aber wen haben wir da nicht alles getroffen! Hendrik Otremba von Messer, dessen Ad-Hoc-Projekt die Abstraktionskapazitäten des Moderators leicht überstieg, was dieser nur schlecht verbergen konnte.
Christof Ellinghaus von City Slang, der übers Scheitern sprach, das er von Ferne kennt, und zu berichten weiß: Halb so schlimm, aber reden muss man drüber.
Oder Howard Monk, britischer (Musik-) Agent, etwa von Hot Chips Alexis Taylor, der uns beim Thema Überleben in kleinen Strukturen beruhigen konnte: Halb so schlimm, aber reden muss man drüber.
Nicht zuletzt Yeşim Duman, die als DJ-Trainerin anreiste, darüberhinaus aber an der Abschaffung der sträflichen Gendermonokultur im Clubwesen arbeitet. Da muss man nämlich leider nicht nur drüber reden.
Dinieren und Parlieren
Und dann noch diese überragenden Teilnehmer! Verstecken hinter studentischem Antlitz ihre herausragenden künstlerischen Qualitäten. Aber als sie dann zur Mittagspause auf der Bühne standen, ließen die Kommilitonen zum Applaudieren glatt das Besteck fallen.
Etwa für Ursina aus Graubünden, die Rätoromanisch wie Englisch in ihren Songs singt, und es geschafft hat, den Helden Pola Roy ans Mischpult zu holen.
Oder Koy, die in St. Petersburg geboren ist, in Deutschland aufwuchs, sich aber in Skandinavien so zuhause fühlt, dass sie sich am liebsten als Nordeuropäerin bezeichnet. Auf der Bühne zeigte sie, was herauskommt, wenn man wie sie plötzlich keine Lust mehr hat auf melancholischen Wald-Folk.
Ferner der Sänger von Treptow, Philipp Taubert, der im Grunde schon fast jeden Posten in der Musikindustrie bekleidet hat, jetzt aber vornehmlich wieder selbst Musik macht, und die mit seiner Band in einem schwimmenden Studio aufnimmt.
Nicht zu vergessen, auch Mynolia, der Neuseelandkanadierin mit deutschen Wurzeln, die ihr Radio-Debüt in eben jener Mittagspause gab, ganz am Ende, als das Publikum schon satt und besinnlich war und ihrer wunderschönen E-Gitarren Ballade mit angemessener Andacht lauschen konnte.
Reinhören
All diese wundervollen Menschen könnt Ihr hier sehen, aber am Sonntag im Radio hören. Fazit: Manchmal kann es sich sehr lohnen, einfach nur herumzulungern - Wenn man es an den richtigen Orten tut. Das war der Biergarten im Frannz Club der Kulturbrauerei zum Pop-Kultur Nachwuchs ganz sicher.
Unsigned am Sonntag, 27. August, auf Radio Fritz. Mit Mynolia / Treptow / Koy / Ursina auf dem Pop-Kultur Nachwuchs im Frannz Club. Aufzeichnung vom 24. August.
Livestream: http://www.fritz.de/livestream