Max Paul Maria
Max Paul Maria
… aus Berlin hat ein neues Album veröfffentlicht: Paradigm Beach. So klassisch der Sound im trockenen, aufrichtigen Storytelling-Rock gehalten ist, so nüchtern ist auch die Optik des Albums: Alles in Schwarz-Weiß gehalten, die Hülle und bis hin zum elegant weißen Vinyl.
Christoph Schrag: Das Artwork an dieser Platte... hast du lange dran gesessen? Oder war das so ein Schnellschuss, wo du gesagt hast: Ey, Schwarz-Weiß, das passt zur Musik, und dann will ich auch das Vinyl haben, oder sitzt du da schon mal so ein bisschen, bis das entschieden ist?
Max Paul Maria: Ich habe ehrlich gesagt ziemlich lange daran gesessen. Insgesamt die Aufnahmen der Songwriting Prozess. Und es ist tatsächlich auch immer erstaunlich, wie viel das Aussehen, - "A Book by it’s cover” - man kennt man ja das Gleichnis, wie viel das doch ausmacht und deshalb lass ich mir damit schon Zeit.
Christoph Schrag: Aber stimmt das, dass man für diese Vinyls... ich meine, es ist jetzt hier sogar ein weißes Vinyl... Stimmt das, dass man da tausend Jahre drauf warten muss bei den Presswerken? Weil es sehr lange Warteschlangen sind?
Max Paul Maria: Ja. Minimum sechs Monate.
Christoph Schrag: Das heißt, die Platte war vor über sechs Monaten schon fertig.
Max Paul Maria: Ja deutlich vorher. Also von neun Monaten, würd ich sagen, war die Platte fertig. Und natürlich hat man so ein bisschen mit überlegt, jetzt während der Pandemie wars nicht so super Platten rauszubringen, weil viele davon medial einfach verpufft sind, weil du sie nicht live promoten konntest. Und deshalb fand ich jetzt zum 25.3., also vergangenen Freitag kam die Platte raus - Ja, fand ich eigentlich einen ziemlich guten Zeitpunkt dafür.
Christoph Schrag: Also sie ist wunderschön geworden und zwar nicht nur optisch, sondern auch akustisch. Und du hast gerade gesagt, sie hat lang gedauert, diese Platte, länger als üblich,
Max Paul Maria: Ja deutlich länger als üblich. Das lag zum hauptsächlich auch daran, dass ich zum Ersten Mal richtig Zeit im Studio hatte.
Christoph Schrag: Stimmt, das letzte Mal hatte ich mir aufgeschrieben, hast du alles in deinem Bedroom gewissermaßen aufgenommen? Bis auf Schlagzeug, glaube ich.
Max Paul Maria: Ja, ich komme so ziemlich aus einer folkigen Geschichte. Viel DIY-Recording zu Hause. Also, das ist sehr charmant und nahbar, und mit dieser Platte wollte ich davon deutlich weggehen und hatte eben mit meinem Kumpel Sid Vision einfach auch die Möglichkeit, in dessen Studio richtig lange an Sounds zu tüfteln. Und wir haben uns ziemlich Zeit gelassen und das hört man auch.
Christoph Schrag: Der ist ja auch ein super Sound-Freak, macht große Sound-Wände, kann so richtige kleine Rock-Operetten machen. Verliert man dabei nicht manchmal ein bisschen den Überblick, wenn da zwei so Typen wie ihr, den geilen Sound suchen, das kann ja wirklich ewig werden.
Max Paul Maria: Also ich hatte das Gefühl, dass sich das ganz gut ergänzt, weil ich bin in meinem Songwriting und Songstrukturen eher wenn man so will konventioneller. Und dadurch waren jetzt seine Sound-Gewänder, die er dem ganzen verpasst hat, sehr passend und eine tolle Erweiterung.
Christoph Schrag: Er hat auch noch Sachen eingespielt, ein paar Drums, es sind aber auch andere Leute dabei, mit denen du früher schon gearbeitet hast. Zum Beispiel Marco Damaschek von Vize Diktator - Du hast ja auch eine Zeit bei Vize Diktator gespielt -er ist auch bei den Drums mit dabei. Haben überhaupt sehr viele Leute Drums eingespielt...
Max Paul Maria: Es sind vier oder fünf Drummer auf der Platte, auch Benedikt Gramm, der früher ja bei Diving For Sunken Treasure dabei war. Inzwischen bei Acht Eimer Hühner Herzen.
Christoph Schrag: Was mir aufgefallen ist: Du machst lyrisch immer so kurze Momente auf mit ein paar Sätzen. Und man kann gar nicht unbedingt sagen worum es in einem Titel geht. Du erzählst auch nicht unbedingt eine lineare Geschichte, aber man baut sich, habe ich das Gefühl, selber eine Geschichte zusammen aus diesen Schlaglichtern, die du setzt. Wie gehst du an dieses Songwriting eigentlich ran? Sind das so kleine Skizzen, die du dann zusammenfügst?
Max Paul Maria: Ja, tatsächlich. Also so funktioniert das meistens bei mir, dass ich relativ konsequent mein Notizbuch mit mir herumtrage und diese einzelnen Bestandsaufnahmen im Grunde irgendwie erstaunlich gut zusammenpassen und dann ihre Ergänzung finden in solchen Songs.
Christoph Schrag: Ich habe das Gefühl, dass man als Hörer fast genauso viel Arbeit hat, wie der Autor, weil man selber versucht, da irgendwie so einen roten Faden zu finden.
Max Paul Maria: Das ist doch schön. Ich versuche es auf jeden Fall halbwegs subtil zu halten, sodass man eben selber überlegen muss: Okay, was? Was macht das mit mir?
Christoph Schrag: Und bei der Produktion habt ihr euch richtig ausgelassen. Man könnte die Songs ja auch ganz anders machen, ganz schlicht, aber da kommen zwischendurch fast psychedelische Rock Bretter raus. Macht das Spaß, so im Studio zu stehen und dann richtig laut zu drehen, und zu denken: "Das ist es!”?
Max Paul Maria: Ja, absolut. Und für mich war sehr wichtig, auch von diesem klassischen Singer-Songwriter Akustikgitarren Ding ein Stück weit Abstand zu nehmen und diese Songs eben einfach vom Sound her zu erweitern.
Christoph Schrag: Das hast du ja auch gemacht, sogar für Dein Live-Setup, selbst wenn Du solo spielst. Du hast eine Loop Station dabei mit allen Spuren drauf, die du brauchst und dann live abfährst. Und damit stellst du dich auch auf große Bühnen, damit es richtig scheppert.
Max Paul Maria: Wenn ich nur solo spielen kann, also oft bei Support Shows und so weiter. Ich habe aber inzwischen tatsächlich auch eine sehr, sehr gute Band dabei, mit der ich mich freue, jetzt bald wieder auf Tour zu gehen,
Christoph Schrag: Und bei einer Solo Performance, wenn du da wirklich nur mit der Gitarre und der Loopstation da bist - Wie fühlt man sich da, wenn man dieses große Publikum vor sich hat? Was was auf eine Band wartet? Und dann bist du ganz alleine da und muss das unterhalten?
Max Paul Maria: Ja, ich mag das irgendwie gerne. Es gibt eine eine Art von Intensität, die man erstaunlicherweise solo fast stärker erzeugen kann, als wenn man zu viert als Band auf der Bühne steht, weil diese ganz feine Dynamik wirklich halt einfach in deiner Hand und allein bei dir ist. Und da können irgendwie sehr besondere Momente entstehen.
Christoph Schrag: Zurück zum Album - Was würdest du sagen für dich - Was ist der rote Faden, wenn du auf den Prozess zurück guckst?
Max Paul Maria: Der rote Faden wäre ein Gefühl von Entfremdung, Widersprüchlichkeiten mit den Dingen, die einen umgeben. Immer komplexer werdende Systeme um einen rum, die einen orientierungslos zurücklassen und das Ganze dann noch verstärkt durch diese Isolation der Pandemie.
Christoph Schrag: Und dann ist da ein Song wie "Sidi Ifni 1974”, eine Anspielung auf Marokko. Ein Ort, an dem du lange warst und und auch gesurft bist. Ist das einfach so eine Reminiszenz, ein Schwelgen in Erinngerung? Was macht dieser Song hier auf dieser Platte?
Max Paul Maria: Das ist eine Geschichte über Menschen, die losziehen, um an einem anderen Ort ein besseres Leben zu finden und dabei auf unglaubliche Probleme stoßen. Das heißt, es geht dabei überhaupt nicht um mich. Ich habe lediglich das Setting eines Ortes gewählt, den ich kannte, um ihn besser beschreiben zu können. Am Anfang der Westsahara befindet sich das ungefähr. Und dadurch, dass ich dort war, konnte ich das besser beschreiben.
Christoph Schrag: Das Gefühl kann ich mir bei dir aber auch gut vorstellen: Alles stehen und liegen lassen und an einem anderen Ort von vorne beginnen, so eine Art Fernweh. Ich meine, Du kommst gerade zurück von einem Monat in Kolumbien.
Max Paul Maria: Klar, es kommt natürlich auf die Dringlichkeit an, also dass du gehen musst oder ob du gehen willst.
Christoph Schrag: Jetzt kannst du das Album jedenfall endlich, so wie es eigentlich auch gedacht ist, live in die Gegend tragen. Du bist auf Tour als Support, zum Teil...
Max Paul Maria: Jetzt im April auf Support von Acht Eimer Hühnerherzen, und wir spielen zwei Records-Release-Shows. Am 5. Mai 2022 im Jolly Rogers in Hamburg und am 6. Mai voraussichtlich im Klunker-Kranich in Berlin.
Christoph Schrag: Ich wünsch dir alles Gute und vor allen Dingen viel Spaß auf Tour. Und ich hoffe, dass alle immer dabei sind, keiner ausfällt und dass Du richtig mit Band spielen kannst.
Max Paul Maria: Dankeschön.