Juno Lee kommt aus Berlin. Sie hat ihre Karriere im Corona-Jahr begonnen und in Ermangelung von Clubs erst auf der Straße und dann in Hinterhöfen gespielt. Zur Livesession bei Fritz Unsigned ist sie kurzerhand mit Schlagzeugerin gekommen. Ein Setup, das gerade mal 14 Tage alt ist, aber sehr eingespielt klingt.

Juno Lee im Netz

Livesession vom 24. Januar 2021 bei Fritz Unsigned. Interviewtranskript unten.



Interview

Sg: Wir haben gerade schon ein bisschen gequatscht. Und da wollte ich von euch wissen, wie lange jetzt schon darbt auf das nächste Konzert. Aber die Situation ist gar nicht so gar nicht so heftig, wie ich dachte. Ihr habt gerade erst gespielt...

JL: Wir haben vor zwei Tagen den Stream für SOS Méditerranée aufgenommen. Der ist heute gelaufen. Heute ist der große Tag. 

Sg: Aber du hast auch Musik gemacht auf der Straße oder ihr zusammen...?

JL: Judith ist erst seit zwei Wochen ungefähr dabei, aber ich habe seit eineinhalb Jahren auf der Straße gespielt, also alleine hab ich eigentlich angefangen. 

Sg: Im Sommer ging das ja? 

JL: Das ging alles eigentlich. Ich hatte keine negativen Erfahrungen gehabt. Also ich war auch sehr vorsichtig. Hab jetzt natürlich nicht an U-Bahnhöfen gespielt, sondern eher wo man weiß, dass viel Platz ist. Immer wieder was getrunken, damit die  leute weitergehen. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Leute im letzten Jahr eher dankbar dafür waren, weil es eben so wenig Live-Musik gab. Aber ich hab auch keinen richtigen Vergleich, weil ich halt nicht im Sommer vor Corona angefangen habe, sondern das war quasi mein erster Sommer mit Straßenmusik und deshalb ist es schwierig, das zu vergleichen. 

Sg: War das von Anfang an dein Plan, Straßenmusik zu machen? Oder hast du gesagt: Okay, mit Corona geht dann jetzt halt nur Straßenmusik? 

JL: Es war von Anfang an mein Plan. Also ich hab mir halt überlegt: Okay, ich möchte Musik machen. Und dann war es halt so pragmatisch. Okay, ich stelle mich jetzt einfach an die Straßenecke, weil ich hab mich nicht getraut, in so Bars zu gehen. 

Sg: Du wertest das aber auch mit so einer Romantik auf in Deinem Infotext, weil du sagst, das ist für alle zugänglich. Die Straße ist ein Ort für uns alle, wo wir uns alle begegnen, egal ob wir arbeitslos sind oder putzen gehen oder unser Geld nur noch mit Offshore Fonds verdienen... Also für dich ist sozusagen das Ideal, was du anstrebst, wenn ich dich richtig verstehe, eine Hierarchie-freie Welt, wo alles für alle zugänglich ist. Nur - wie lebst du dann von deiner Musik?  

JL: Naja, ist ja auf Spenden quasi. 

Sg: Würdest du davon leben können? 

JL: Ja. Also ich lebe ja davon. Das geht. Also natürlich habe ich ein kleines Zimmer und kein Auto, keine krassen Instrumente. Aber es ist okay, um Miete zu bezahlen und was zu essen. 

Sg: Du hast auch was aus der jetzigen Situation gemacht, als man dann nicht mehr so richtig auf der Straße spielen konnte, bist du in die Hinterhöfe gegangen...

JL: Also es gibt so ein Projekt, das heißt "Fenster auf". Und dadurch hab ich halt davon erfahren. Also ich habe quasi erst dort gespielt und dann habe ich es auf eigene Faust quasi weitergemacht. Und das habe ich ja jetzt vor allem vor Weihnachten viel gemacht. Ich hab das Facebook gepostet und auf nebenan.de, dass ich das gerne machen würde. Und dann haben sich halt viele Leute gemeldet. 

Sg: Also Du warst eingeladen und bist dann reingegangen? Und dann stehen die Leute am Fenster?

JL: Genau, am Fenster, auf dem Balkon. Ja, das war, glaube ich, das Beste, was ich jetzt aus der Situation machen konnte. 

Sg: Und dann gibt's Geldregen? oder Überweisung per Paypal? 

JL: Paypal ja, und sonst wird es eingesammelt, quasi von Tür zu Tür und dann mir gebracht. Es war auf jeden Fall jetzt irgendwie ein Highlight in diesem Jahr. 

Sg: Wie geht es weiter? 

JL: Wir schreiben eine EP. Wir sind am Schreiben und hoffentlich können wir so im April aufnehmen. Aber ich mache gerade keine großen Pläne.