Michèl von Wussow hat eine Hammerstimme und singt berührende Songs, die ganz nah an seinem Leben dran sind. Er ist in einer Patchworkfamilie mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Er kommt gebürtig aus Hamburg, hat seine Jugend an der Ostsee verbracht und studiert jetzt Musik in Hannover. Und: Er kennt das Geheimnis des Zwerchfells.
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Livesession mit Interview vom 24. Januar 2021 bei Fritz Unsigned (Auf Soundcloud mit Kapitelmarkierungen)
Interview:
Sg: Michel von Wussow steht mir jetzt gegenüber mit seiner Gitarre umgehängt. Du bist von Lübeck hergekommen.
MvW: Wir sind im Auto hergekommen. Von Lübeck, wohne eigentlich in Hannover. Genau. Aber Pandemie bedingt verbringt man gerade die Zeit besser auf dem Land.
Sg: Das ist da, wo du aufgewachsen bist, oder? Du hast es liebevoll Kaff genannt. Wolltest Du da schnell weg?
MvW: Ich komm aus nem Kaff, jawoll. Nach der Schule auf jeden Fall. Es war dann so ey yo: Musik machen. Mit ganz vielen Leuten Musik machen, einfach. Und da bietet sich natürlich dann eine Stadt sehr gut an. Und ein Studium, auch ein Musikstudium, wo man dann ganz viele gleichgesinnte Menschen trifft, die auch Musik machen.
Sg: Du bist einer von acht Kids?
MvW: Wir sind so eine Patchwork-Familie. Also ich habe quasi drei Geschwister unter mir. Und dann noch vier über mir, das sind die Stiefgeschwister, und das ist aber dann irgendwann auch egal. Wir sind halt einfach alle zusammen aufgewachsen. Also da war ich so zehn, als das dann zusammen kam.
Sg: Es gibt einen Song über deinen Vater, deinen leiblichen Vater. Dann hast du ein Song geschrieben über deinen langjährigen Jgendfreund, dem es irgendwie nicht so gut ging.
MvW: Also was bei mir wartet, weil es sagen mir immer total wichtig ist, dass die Sachen nah an mir dran sind und dass ich die irgendwie fühle und auch, ja, Geschichten erzähle sozusagen - das ist mir ganz wichtig - die auch passiert sind oder wo ich wirklich dann da dastehe und sage, ja so ist das passiert und das fühle ich und das möchte ich mitteilen. Also ich brauche immer so einen ganz kräftigen, tiefen Grund für einen Song, um das dann mitzuteilen, sozusagen.
Es ist natürlich immer sehr emotional, auch schon beim Song Prozess selbst, aber es ist dann irgendwie so in mir, und das muss dann einfach irgendwie direkt raus, und ich kann mir das oft auch gar nicht aussuchen. Das passiert dann halt einfach mal, wenn ich dann mich hinsetze mit der Gitarre und dann ist das Thema auf einmal da. Und ja, es ist natürlich auch beim Spielen emotional, aber es ist auch für mich immer eine Art von Verarbeitung und genau damit klarkommen sozusagen. Und das ist schön.
Sg: Kennen die beiden die Songs?
MvW: Der Maximilian kennt es auf jeden Fall. Und mein Vater weiß ich nicht.
Sg: Das heißt, es gab gar keinen Kontakt. Nee. Und das ist auch das, worum es worum es geht?
MvW: Ja, genau. Ganz grob.
Sg: Du bist nicht nur an die Musikhochschule in Hannover gegangen, um dort Pop-Gesang zu studieren, sondern hast auch an diesem legendären Popkurs an der Hochschule für Musik in Hamburg teilgenommen.
MvW: Genau richtig. Das war 2019. Und das war ganz wichtig für mich, weil ich da halt das erste Mal - das ist lustig, weil man studiert Musik, aber man hat gar nicht so viel Zeit für Musik, weil man halt auch noch andauernd anderes Zeug machen muss als Student - Es war schon Zeit dafür, aber beim Popkurs war es halt wirklich echt so, da hatte ich sechs Wochen am Stück, wo ich mich nur mit mir und meiner Musik auseinandersetzen konnte und damit was ich eigentlich sagen möchte und was mir wichtig ist und das nochmal herauszufinden. Und ich hatte auch diesen Switch von Englisch, zu Deutsch, also ich hab zehn Jahre Englisch gemacht und genau seitdem ich in Hannover bin, probiere ich das immer mal wieder schon mit dem Deutsch und der Popkurs war dann aber die Initialzündung, weil man halt so einen Safe Space hatte. Und da waren 50 andere Leute, die auch die ganze Zeit das gleiche gemacht haben. Also alle wollten schreiben, Mucke machen, Songs auf die Beine stellen und über sich Sachen herausfinden. Und genau da hat das nochmal einen richtigen Turn gemacht. Und ich habe herausgefunden, was ich sagen möchte, ja.
Sg: Was ist das Geheimnis Deiner Stimme?
MvW: Das Geheimnis ist das Zwerchfell. Das kann man mit den Lauten “P, T, K” trainieren zum Beispiel. Und dann sprichst Du erst mal dein Zwerchfell an. Und checkst diesen Muskel so.
Sg: Du bist ja auch Gesangslehrer. Kann jeder singen lernen?
MvW: Ja, sage ich jetzt mal so. Bisher haben sich da alle sehr, sehr gut angestellt.
Sg: Die letzte EP ist am 19. November rausgekommen “Dahinten wirds hell” Was planst Du als nächstes?
MvW: Es ist jede Menge geplant. Ich kann noch keine genauen Daten nennen. Ich kann nur so viel sagen: Wir gehen demnächst wieder ins Studio. Dann werden ganz viele neue Songs aufgenommen. Versprochen.